…könnte man das nennen, was einige der polnischen Boulevardzeitungen in den letzten Tagen hier fabriziert haben. Vor der Begegnung von elf Polen und elf Deutschen am Sonntag im österreichischen Urlaubsort Klagenfurt kommen Fakt und Super Express ihrem Bildungsauftrag nach und erinnern an die glorreiche Schlacht des polnisch-litauischen Heeres gegen die deutschen Kreuzritter, die offensichtlich damals schon preußische Pickelhauben getragen haben. Die Schlacht war 1410 bei Grunwald. Der polnische Heeresführer der Gegenwart trägt den Namen Leo Beenhakker und kommt aus Holland. Er wird aufgefordert, die Schlacht bei Grunwald zu wiederholen und einen Trabant zu demolieren – was bei den Papp-Karossen kein größeres Problem sein dürfte. Fakt ist übrigens im Besitz eines deutschen Verlages, des Axel-Springer-Verlages.

Super Express konnte die Kollegen von Fakt natürlich nicht alleine kämpfen lassen und hat den deutsch-polnischen Krieg ausgerufen: Leo, gib uns ihre Köpfe! Gestützt wird die Forderung nach einem blutrünstigen Spektakel mit den Ergebnissen einer Umfrage eines Radio-Senders, was einen guten Deutschen ausmache. Den gebe es gar nicht, so das Ergebnis.

Zu unser aller Glück ist Leo Beenhakker – Wortspiele mit seinem Namen verbieten sich hier – jedoch ein guter Holänder, der andere Interessen hat, als Deutsche zu köpfen.

Fast könnte man es vergessen: Bei der Begegnung von elf Deutschen und elf Polen handelt es sich um ein Fußballspiel. Und da gilt noch immer die alte Fußballer-Weisheit: Die Wahrheit liegt aufm Platz.

No to pa pa i do zobaczenia
UvS

PS: Zitat eines polnischen Freundes: „Wir werden sowieso verlieren, da können wir auch mal political incorrect sein.“

Author

…, geboren 1964 in Müsen, kooperiert als freier Autor, Rechercheur und Projektmanager mit Organisationen u.a. in Deutschland, Polen, Israel, den USA und der Ukraine. Seit über 30 Jahren beschäftigt er sich sowohl mit der jüdischen Geschichte und Kultur als auch mit den familiären, gesellschaftlichen und politischen Auswirkungen der NS-Zeit auf die Gegenwart. Uwe von Seltmann ist zudem Regisseur und Co-Produzent des preisgekrönten Dokumentarfilms „Boris Dorfman – A mentsh“. Zuletzt erschien 2021 „Wir sind da!“, das offizielle Buch zum Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ (Homunculus, Erlangen).

1 Comment

  1. eigentlich ist es schade, dass solche Hässlichkeit immer wieder ausgelebt werden.
    ich finde aber den Verweis auf die „Axel-Springer-Verlag-Zugehörigkeit“ des polnischen fakt etwas inkorrekt – das würde seinen Machern ja unterstellen, sie wären in ihrer journalistischen Arbeit unfrei – gewissermassen der verlängerte Arm einer deutschen Boulevard-Maschinerie. Nein – ich denke, auch die Journalisten dieses Blattes wissen und entscheiden selbst, was sie schreiben und veröffentlichen – dass es in derartigen Geschmacklosigkeiten endet, darf ruhigen Gewissen dem geneigten fakt-Leser angelastet werden – schliesslich ist er es, der die Zeitung kauft. und dass ist in Polen nicht anders als in Deutschland, oder England oder Italien oder oder oder…ob die Macher im Hintergrund nun Springer, Murdoch oder Berlusconi heissen mögen…
    und leider lässt sich mit alten, eigentlich längst überholten Ressentiments immer noch trefflich Geld verdienen…
    Aber: dass sollte UNS nicht den Spass am Spiel verderben…und das Bier im Anschluss schmeckt doch viel besser, wenn wir es gemeinsam trinken – oder?!

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